
1. Mai 2020 - Solidarität. Jetzt erst recht!
Der 1. Mai 2020 ist ein ausserordentlicher 1. Mai. Erstmal seit 130 Jahre sind keine öffentlichen Feiern und Veranstaltungen möglich. Das Corona-Virus macht uns einen Strich durch die Rechnung. Aber das soll uns nicht daran hindern, den 1. Mai 2020 würdig zu begehen. Der SGB hat unter https://www.mai2020.ch eine Webplattform eingerichtet. Videobeiträge zum 1. Mai 2020 aus dem Kanton Bern findet Ihr auf dieser Webseite.
Das Coronavirus beeinflusst und beeinträchtigt Gesellschaft und Wirtschaft global, national und regional. In der Schweiz und im Kanton Bern wurden zum Gesundheitsschutz weite Teile der Wirtschaft zurück gefahren. Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeitenden steigt massiv an - auch in Bern und Umgebung.
Die Zahl der Arbeitslosen steigt in der Region Bern – ebenso die Zahl der Anmeldungen zur Sozialhilfe. Die wahre Dimension der Krise zeigt aber vor allem die explodierende Zahl der Kurzarbeitsgesuche. In der Region Bern haben bis Ende April 7235 Betriebe mit 77 324 Beschäftigen Kurzarbeit angemeldet. Das ist fast ein Drittel der Erwerbpersonen der Region Bern. Auch Selbständige stehen vor schwierigen Zeiten, weil für sie keine Auffangnetze vorhanden sind. Wo das alles enden wird, ist offen.
Der GSB unterstützt die Massnahmen des Bundes zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Betrieben. Klar ist aber heute schon, dass die Stadt Bern Steuerausfälle erleiden wird. Wir fordern, dass Bund und Kanton für diese Steuerausfälle einspringen müssen. Es darf nicht sein, dass die Stadt Bern auf die nötigen Investitionen verzichten oder Abbaumassnahmen bei den Sozial-, Bildungs- und Kulturinstitutionen vornehmen muss. Auch hier gilt «Solidarität – jetzt erst recht!»
Die Gesundheit der Beschäftigten muss in der aktuellen Situation Priorität haben. Eine übereilte Öffnung der Wirtschaft stellt die Erfolge der Bekämpfung der Corona-Erkrankung leichtfertig aufs Spiel. Das wollen wir nicht.
Viele Beschäftigte machen wegen angeordnetem Homeoffice einen Crashkurs in Digitalisierung am Arbeitsplatz. Andere müssen in für die Gesellschaft systemrelevante Funktionen vor Ort sicherstellen: Dazu gehört zuerst einmal das medizinische Personal in den Spitälern, das mit grossem Aufwand zusätzliche Kapazitäten für die Betreuung von Covid-PatientInnen geschaffen hat. Dazu gehören die Kita-MitarbeiterInnen, die die Betreuung von Kindern sicherzustellen hatten, deren Eltern in systemrelevanten Berufen – Stichwort Spitalpersonal – arbeiten und dazu gehören die Detailhandelsangestellten in den Supermärkten, Bäckereien und Metzgereien, dank denen die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs immer gesichert war. Dazu gehören die PöstlerInnen, die zuverlässig die Pakete brachten, die via Internet bestellt wurden. Dazu gehören aber auch zahlreiche weitere Beschäftigte insbesondere im Service public, die in diesen schwierigen Wochen beruflich unabkömmlich waren. Dabei fällt auf: In den systemrelevanten Berufen arbeiten auffällig viele Frauen und die Löhne sind eher tief. Daraus folgt: Die Verteilungsfrage muss neu geregelt werden. Hoffen wir - und dafür werden sich die Gewerkschaften einsetzen - , dass die Krise auch das dazu notwendige politische Kräfteverhältnis neu ausrichtet.
Es wird eine Weile dauern, bis wir den Corona-Schock verdaut haben. Der 1. Mai-Slogan «Solidarität – jetzt erst recht!» bedeutet dann auch, dass nach den vielen schönen Worten zum Wert der Arbeit in der Krise der Zeitpunkt gekommen, diesen Worten auch Taten folgen zu lassen: mit höheren Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen und mehr Respekt für die geleistete Arbeit.